Kitadesign – eine deutsche Perspektive nach persönlichen Erfahrungen in den USA
Ich erinnere mich, als wir zum ersten Mal Kindertagesstätten in San Francisco besuchten. Wir waren gerade mit einem Baby in die Stadt gezogen und waren von den Möglichkeiten und den Kosten überwältigt – und schockiert über den Mangel an räumlichen Qualitäten. Viele Orte waren dunkel und hatten nur minimales oder gar kein Tageslicht. Die Zimmer waren oft kleine Räume, vollgestopft mit Plastikspielzeug. Es war schwer vorstellbar, dass die Kinder in diesen Räumen herumlaufen und erkunden würden. Die Spielplätze, sofern es welche gab, waren so langweilig wie ein Gefängnishof. Und das alles in einer der reichsten Städte der Welt, mit einem der mildesten Klimazonen, wo man erwarten würde, dass die Kinder den größten Teil des Tages draußen sind. (Später entschieden wir uns für eine Kindertagesstätte, die auch keinen Designpreis gewonnen hätte, aber viel Charakter und menschliche Wärme hatte.). Wehmütig blätterte ich in meinen Architekturzeitschriften, die voll waren von Projekten von Kindertagesstätten in Europa.. Viele aus Holz, hell, warm, freundlich, mit einem eigenen, großzügigen Gartenbereich mit Spielgeräten, die sich optisch zurücknehmen, aber Spaß machen, genutzt zu werden. Mir wurde erst bewusst, wie hoch dieser Standard ist, der für uns so selbstverständlich ist. Nun wohnen wir wieder in Deutschland und die Kinder gehen in einen Kindergarten, der durch eine Elterninitiative betrieben wird. Auch hier ist in der Großstadt Raum oftmals knappes Gut, und natürlich ist das Budget auch begrenzt, Doch viele Gestaltungsprinzipien können auch mit einfachen Mitteln realisiert werden. Wie sollte denn eine Kindertagesstätte überhaupt gestaltet sein?
Entwerfen für Kleinkinder
ein großer offener Raum, der in kleinere Bereiche unterteilt werden kann, die durch Kriechtunnel, Schießscharten und Öffnungen verbunden sind
Es sollten verschiedene und anregende Möglichkeiten für altersgerechte Bewegungen (wie Krabbeln, Hochziehen, Gehen, Klettern) angeboten werden.
verschiedene Ebenen und Plattformen bieten vielfältige Raumeindrücke (niedrig, hoch, oben und unten)
Nischen und Gruppen bieten Rückzugsmöglichkeiten oder kleine Gruppen zum Zusammensein
Raum für Bewegung und unabhängige Aktivitäten
Ein für Kinder und Lehrer leicht überschaubarer Raum, der ein Gefühl von Verbundenheit, Sicherheit und Orientierung vermittelt
Materialien sollen vielfältige Sinneserlebnisse bieten
Große Öffnungen für natürliches Licht wirken sich positiv auf die körperliche und geistige Gesundheit von Kindern und Mitarbeitern aus und bieten idealerweise Ausblicke in Grünflächen
Der Außenbereich sollte ähnliche Gestaltungsprinzipien berücksichtigen
Bereiche zum Ausruhen und Nickerchen sollten von lauten Bereichen getrennt werden. Es sollte sich abdunkeln lassen, warme Farben sind wohltuend für die Entspannung
Schaukelstühle oder andere Hilfsmittel für Betreuer, um Kindern das Einschlafen zu erleichtern
Die Hauptbereiche können zusätzliche Ruhebereiche wie Nischen, Körbe, Hängematten oder Schlafcouches bieten
Entwerfen für Vorschulkinder
Idealerweise gibt es mehr als einen Raum, damit Kinder verschiedene Räume auf eigene Faust erkunden, verschiedenen Aktivitäten/Spielen nachgehen und mit anderen Kindern Kontakte knüpfen können
Räume sollten flexibel sein, um eine Neukonfiguration für verschiedene Aktivitäten zu ermöglichen
Aktivitäten, die ihren Raum benötigen, sind z.B. Kunst, Mathematik und Naturwissenschaften, Lesen oder Mediennutzung, Rückzugs- und Entspannungsräume und Bewegungsbereiche wie Laufen, Klettern, Balancieren, Springen. Eingangsbereiche und Flure können von den Kindern ideal für ihren Bewegungsdrang genutzt werden.